Fortbildungsseminare
VERANSTALTUNG ABGESAGT! Antibiotika - Rückblick und Ausblick, Heidelberg, 02.12.2020
Beschreibung
Diese Fortbildungsveranstaltung findet in Kooperation mit der Abteilung
Klinische Pharmakologie und Pharmakoepidemiologie des
Universitätsklinikums Heidelberg statt.
Obgleich immer mehr Resistenzen die Behandlung von Infektionen
schwieriger machen, verlassen jährlich forschende Pharmafirmen das
Forschungsgebiet der Antibiotika-Entwicklung. Das ist insofern sehr
bedrohlich, als dass Bakterien nicht nur gegen ein Antibiotikum
resistent sind, sondern dass immer häufiger multiresistente
Bakterien beobachtet werden. Hier wäre es wichtig, wenn neue
Anti-Infektiva mit einer neuen Struktur und einem neuen Wirkmechanismus
entwickelt würden, damit wir einen längeren Zeitraum
hätten, bis die Bakterien Resistenzmechanismen gegen diese
Substanzen geschaffen haben, als bei neuen Antibiotika aus altbekannten
Klassen. Lange Jahre war es der multiresistente Staphylococcus aureus
(MRSA), der schwer zu bekämpfen war, da es nur Vancomycin als
letzte Waffe gab. Gegen den MRSA sind wir im Augenblick ganz gut
aufgestellt, da mit Linezolid, Tigecyclin und einigen neuen
Cephalosporinen gut wirksame Antibiotika zur Verfügung stehen.
Heute wäre es wichtig, mehr Substanzen zu haben, die gegen
multiresistente Gram-negative Bakterien (MRGNs) eingesetzt werden
könnten. Die Entwicklung solcher Antibiotika ist aber auf Grund
der komplexen Membran der Gram-negativen Bakterien, die einerseits eine
schwer zu überwindende Barriere darstellt und andererseits eine
Vielzahl von Effluxpumpen aufweist, schwierig. Kleine, nicht zu
globuläre, protonierbare Amin-Antibiotika können die
Poren-bildenden Proteine (Porine) für die Penetration in das
Bakterium nutzen. Es stellt sich die Frage, wie viele solcher
Substanzen gegen MRGN befinden sich in der Pipeline und können uns
in naher Zukunft helfen, Infektionen mit diesen multiresistenten
Bakterien zu heilen. Die Zahl der neuartigen Antibiotika ist sehr
klein; zumeist gibt es nur Variationen schon bekannter Gruppen. Ein
gewisses Innovationspotenzial haben Membran-adressierende Antibiotika,
wie Murepavadin und Brilacidin, Pleuromutiline und
Topoisomerase-Inhibitoren, die an das Topoisomerase-Enzym anders binden
als die Fluorchinolone (Zoliflodacin und Gepotidacin). Hinzukommen
strukturell neue Betalactamase-Inhibitoren, die die
Lactamantibiotka-hydrolysierende Enzyme nicht nur effektiver und
sondern auch gleich mehrere Subtypen des Enzyms inhibieren, wie
Avibactam, Relebactam oder Vaborbactam. Auf diese Weise können sie
in Kombination im Handel befindliche ß-Lactamantibiotika wieder
ertüchtigen.
Referenten
Prof. Dr. Ulrike Holzgrabe (Apothekerin)Zielgruppe(n):
Adressen und Anmeldung
Universität Heidelberg Hörsaal Medizinische Klinik (Krehl-Klinik), Im Neuenheimer Feld 410