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ATHINA: Apotheken überprüfen Arzneimittelmix

17.11.2014

Arzneimittel helfen Millionen von Menschen, um kurzfristig die Symptome oder die Ursachen einer Erkrankung zu bekämpfen oder dauerhaft mit einer Erkrankung zurecht zu kommen. Manchmal können Arzneimittel jedoch zum Problem werden, wenn etwa aufgrund mehrerer Erkrankungen viele Arzneimittel gleichzeitig eingenommen werden. Man spricht dann von Polypharmazie. Über 7 Millionen Menschen in Deutschland nehmen dauerhaft 5 oder mehr Arzneimittel ein. Betroffen sind vor allem ältere, chro-nisch kranke Patienten. Problematisch wird dies dann, wenn diese Arzneimittel nicht zusammen passen. Dann kann es zu erheblichen Neben- und Wechselwirkungen der Arzneimittel kommen.

Auch die Einnahmetreue der Patienten stellt ein großes Problem dar. Studien zufolge nehmen die Patienten nur jedes 2. Arzneimittel entsprechend der ärztlichen Verord-nung ein. Polypharmazie und mangelnde Einnahmetreue sind ein großer Risikofaktor und die Ursache für etwa 5% aller Krankenhauseinweisungen.

Die Apotheker als die Experten für Arzneimittel haben dieses Problem erkannt und gehen es nun an. An einem von der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg ini-tiierten Projekt nehmen aktuell 25 Apotheken teil, die im Vorfeld speziell geschult wur-den. „Häufig bekommen unsere Patienten ihre Arzneimittel sowohl vom Hausarzt als auch von unterschiedlichen Fachärzten verordnet. Es fehlt jemand, der da die Über-sicht behält“, äußert eine teilnehmende Apothekerin.

Bei dem Projekt namens ATHINA (Arzneimitteltherapiesicherheit in Apotheken) bieten die Apotheker ihren Patienten eine Medikationsanalyse an. Mit dem Patienten werden zwei Termine vereinbart. Zum ersten Termin bringt der Patient alle seine Arzneimittel in die Apotheke mit. Dazu zählen sowohl die von Ärzten verordneten Arzneimittel als auch die in Apotheken oder Drogerien selbst erworbenen Arzneimittel und Nahrungs-ergänzungsmittel. Die Präparate werden dann durch den Apotheker erfasst. Beim zweiten Termin erhält der Patient eine übersichtliche Medikationsliste und Informatio-nen rund um die regelmäßig einzunehmenden Arzneimittel. „Der Einnahmezeitpunkt ei-nes Arzneimittels ist beispielsweise enorm wichtig, damit der Wirkstoff seine Wirkung voll entfalten kann“, weiß die ATHINA-Apothekerin. Die Apotheker prüfen auch, ob die Präparate zu einander passen. Häufig kommt es auch vor, dass Patienten, ohne es zu wissen, mehrere fast identische Arzneimittel gleichzeitig von verschiedenen Ärzten verordnet bekommen. Auf dieser Grundlage machen die Apotheker Vorschläge, wie sich die Wirkung der Arzneimittel verbessern lässt, wie sich die Nebenwirkungen ver-meiden lassen und sogar, welche Arzneimittel nach Rücksprache mit dem Arzt abge-setzt werden können.

Patienten profitieren von der Medikationsanalyse durch ein größeres Wohlbefinden und ein besseres Verständnis für ihre Medikation. Auch das Gesundheitssystem als Ganzes profitiert aufgrund höherer Therapietreue und weniger Krankenhauseinweisungen, ist die Landesapothekerkammer überzeugt. Dies lässt sie parallel zum Projekt von der Universitätsklinik in Heidelberg wissenschaftlich evaluieren.

Eine richtig ausgeführte Medikationsanalyse bedeutet für die Apotheke großen Auf-wand. Deshalb ist die Durchführung einer derartigen Medikationsanalyse für die Patienten kostenpflichtig. Noch übernimmt leider keine Krankenkasse die hierfür anfallenden Kosten.

Wenn Patienten behaupten, ihre Arzneimittel regelmäßig eingenommen zu haben, sagen sie oft nicht die Wahrheit." Hippokrates (ca. 460 – 377 v. Chr.), griechischer Philosoph und Arzt.

Ansprechpartner für Patienten, die eine ATHINA Apotheke suchen:
Katina Drotleff
Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Villastraße 1, 70190 Stuttgart
Telefon 0711 99347-50 Telefax 0711 99347-45
E-Mail katina.drotleff(at)lak-bw.de
Internet www.lak-bw.de

Informationen für Apotheker

Patrick Schäfer
Apotheker
Leiter Aus-, Fort- und Weiterbildung
Landesapothekerkammer Baden-Württemberg
Telefon: 0711 99347-34
E-Mail patrick.schaefer(at)lak-bw.de
 

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