Lieferengpässe bei Arzneimitteln
Anhaltende Lieferengpässe bei Arzneimitteln zählen seit Jahren zu einer der größten Herausforderungen im Apothekenalltag. Besonders stark von den Engpässen betroffen sind Antibiotika, Inhalativa und Diabetesmedikamente, das Problem betrifft inzwischen aber viele unterschiedliche Arzneimittel und wirkt sich auf unterschiedliche Patientengruppen aus.
Die Teams in den Apotheken vor Ort tun alles in ihrer Macht stehende, um die Patient:innen trotz Lieferengpässen angemessen, zeitnah und sicher zu versorgen. Der damit verbundene Zusatzaufwand – z. B. Suche nach einer gleichwertigen Alternative, Rücksprachen mit Ärzt:innen, ggf. die Herstellung von Arzneimitteln in der Apotheke – ist enorm und nimmt immer weiter zu. Tatsächlich sind Apothekenteams 20-30 Stunden pro Woche damit beschäftigt, Lieferengpässe auszugleichen.
Was ist ein Lieferengpass?
Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) unterscheidet zwischen Lieferengpässen und Versorgungsengpässen.
- Ein Lieferengpass liegt vor, wenn ein Arzneimittel mindestens zwei Wochen nicht im üblichen Umfang ausgeliefert werden kann oder die Nachfrage das Angebot deutlich übersteigt.
- Ein Versorgungsengpass besteht, wenn ein verordnetes Arzneimittel nicht vorrätig ist und in absehbarer Zeit nicht über den Großhandel zu beziehen ist.
Grundsätzlich muss jede Apotheke Arzneimittel und apothekenpflichtige Medizinprodukte vorrätig halten, die mindestens dem durchschnittlichen Bedarf für eine Woche entsprechen (§ 15 ApBetrO).
Gründe für Lieferengpässe
Die Gründe für Lieferengpässe sind vielfältig, was die Bekämpfung zusätzlich erschwert. Im Wesentlichen lassen sich die folgenden Ursachen ausmachen:
- Die Lieferketten sind zunehmend vulnerabel, weil die Wirkstoffproduktion fast vollständig in den asiatischen Raum verlagert wurde. Der Ausfall eines einzigen Herstellers kann für die Versorgung in Europa immense Folgen haben.
- Ein starker Preiskampf und Kostendruck durch exklusive Rabattverträge können das Angebot in Deutschland zusätzlich verknappen.
- Schwer kalkulierbare Faktoren wie Erkältungswellen im Winter oder Pandemien können die Nachfrage einzelner Arzneimittel drastisch erhöhen.