- 25.11.2025
17. Vertreterversammlung der LAK Bericht der zehnten Sitzung
„Wann haben Sie sich zuletzt Gedanken über Ihre Rente gemacht?“, eröffnet LAK-Präsident Dr. Martin Braun die 17. Vertreterversammlung in ihrer zehnten Sitzung. Er bezieht sich auf das verabschiedete Rentenpaket, das immer wieder Streitigkeiten zwischen Union und SPD ausgelöst hat. Braun zieht die Parallele, dass das Parlament auch den Apotheken-Gesetzentwurf noch stark beeinflussen könne, selbst wenn er am 17. Dezember 2025 vom Kabinett verabschiedet wird. „Im vorliegenden Referentenentwurf sind tiefgreifende Strukturveränderungen enthalten, die das System Apotheke langfristig schwächen“, betont Dr. Braun. Beispielhaft greift er die erleichterte Gründung von Zweigapotheken im Referentenentwurf heraus und warnt davor, dass das System ausgenutzt werden und die bestehenden Apotheken vor Ort sogar verdrängt werden könnte. Zudem würden Zweigapotheken unter den im Gesetz genannten Bedingungen keinen Notdienst verrichten können, so dass die Versorgungssituation nicht ausreichend gestärkt würde. Kritisch sei auch, dass die Dienstbereitschaft abgeschafft werden solle. „Das wirkt sich auch gewaltig auf den Notdienst aus“, warnt Dr. Braun. Zudem sei die bisherige Regelung zur Dienstbereitschaft bereits sehr flexibel gestaltet. Er finalisiert: „Was auf den ersten Blick im Referentenentwurf gut aussieht, macht den Patientenschutz kaputt.“
Blutabnehmen für unter zehn Euro
Weiter spricht Dr. Braun über Gesundheitsangebote von Drogeriemärkten, wie etwa ein großes Blutbild für 9,95 Euro. Durchgeführt werde das Angebot durch eine Firma, bei der bei einer Recherche kein Arzt auffindbar ist. Während die Ärzteschaft gegen die geplanten pDL und Impfungen durch Apotheker protestiert, fehlt hier der Aufschrei gänzlich. „Solche Angebote sind bedenklich und gefährden das Patientenwohl“, so Dr. Braun. Dass Apotheken künftig auch weitere Schutzimpfungen neben der Corona- und Grippeschutz-Impfung durchführen dürfen, stellt er als eine positive Entwicklung aus der berufspolitischen Arbeit der Vergangenheit heraus: „Ich kann es Ihnen nur empfehlen, machen Sie da mit und bieten Sie Schutzimpfungen in Ihrer Apotheke an.“
Das sagt die Rechtslage
Lutz Tisch, Justiziar der ABDA, führt zur Erläuterung des Vorhabens, PTA Vertretungsbefugnisse anstelle der:s Apotheker:s:in einzuräumen, in die Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) ein und erklärt, was es heißt, einen „freien Heilberuf“ auszuüben. Frei hieße dabei nicht von Regeln entbunden, macht Tisch klar. Apothekenleiter:innen werden in §2 der ApBetrO klar beschrieben. Die Befugnisse seien eindeutig und dürfen nicht von einer anderen Berufsgruppe übernommen werden. Wo Kosten gespart werden müssten, wirke sich dies auch zunehmend auf die Beratungspraxis in der Apotheke aus. Er zeigt richtungsweisende Fehlentscheidungen der Vergangenheit seitlich des Gesetzgebers auf wie die Niederlassungsfreiheit, Werbefreiheit, OTC-Preisfreigabe oder den Versandhandel. Für „Zweigapotheken“ stellt er klar, dass mit den aktuellen Vorschlägen ein minimaler Abgaberaum und ein davon getrennter Lagerraum künftig ausreichen könnte, um eine Apotheke zu betreiben. „Das ist absolut bedenklich und führt zur Verzwergung von Apotheken“, erklärt Tisch. Die Apotheker:innen seien neben den Notar:innen die einzig verbleibende Gruppe der Freien Berufe, für die ein Fremdbesitzverbot noch wirksam ist. Derzeitige Gesetzesregelungen rund um die Apotheke machten nur Sinn, wenn die Berufsgruppe der:s Apotheker:s:in im Fokus steht. Werden nun Vertretungsbefugnisse an eine andere Berufsgruppe abgetreten, werde das Berufsbild des Apothekers gänzlich in Frage gestellt. Zum Schluss wurde deutlich: Es helfe nur, gemeinsam zustehen und sich dafür einzusetzen, dass der Beruf Apotheker:in unabhängig bleibt.
Pharmazie in China
LAK-Vizepräsidentin Silke Laubscher stellte das neue Konzept der BeratungsChecks in der Apotheke ab 2026 vor: Die Pseudo Customers lassen sich in der Apotheke beraten, fassen danach ihre Eindrücke zusammen und die LAK informiert die Apothekeninhaber:innen anschließend über das Feedback. Neu hierbei: ein jährliches Schwerpunktthema – in 2026 Mykosen – und eine dazugehörige flankierende Fortbildung. Sie berichtet zudem von einer Projektreise nach China des deutsch-chinesischen Bildungsforums im Gesundheitswesen mit 250 Teilnehmenden, um traditionelle chinesische Medizin (TCM) zu erfahren. Sie erzählt u. a. vom Innovation Centre für intelligente medizinische Geräte und aktive Gesundheit Shanghai sowie dem Besuch in der China Welfare Foundation, einem Pflegeheim, in Shanghai und weiteren Gesundheitsstätten. Bemerkenswert sei, wie verschieden TCM-Apotheken im Gegensatz zu „westlichen Apotheken“ aufgestellt sind.
Neues aus der Geschäftsstelle
LAK-Geschäftsführer Dr. Karsten Diers legte den Fokus seines Berichts auf den Umbau der LAK-Geschäftsstelle. Der Bauantrag sei bewilligt und es würden derzeit Entwürfe für die Büroräumlichkeiten erarbeitet werden. Zudem wurden Fördermittel als zusätzliche Mittel für den Umbau bewilligt. Dr. Diers verwies auf die neue Website der Landesapothekerkammer und das Mitgliederportal Meine LAK und lobte, dass Verwaltungsvorgänge künftig digital und 24/7 erledigt werden können.
Notdienstsystem überarbeitet, Wahlen 2026
Was Notdienst für Apotheken eigentlich bedeute, erörterte LAK-Justiziar Uwe Kriessler in seinem Bericht. Er warnte, die ständige Dienstbereitschaft der Apotheken aus dem Gesetz zu streichen. Werde die Dienstbereitschaft nicht mehr von der LAK verwaltet, werde es sicher schwieriger, Dienste zu tauschen oder Ersatz zu finden. Positiv seien die angepasste Notdiensteinteilung für 2026, die den Apotheker:innen entgegenkommt. Der Algorithmus für die Notdienstplanung wurde überarbeitet, um gleichmäßiger Wochenenddienste auf die Fläche zu verteilen. „Über das Mitgliederportal können Sie jetzt auch Tauschanfragen ohne konkreten Tauschpartner an alle jeweils in Betracht kommenden Apotheken stellen“, erläuterte Kriessler das System. Ebenfalls zeigte er, wie viele Apotheken ihre Öffnungszeiten nach der neuen Allgemeinverfügung bereits flexibler gestalten.
„Es ist nicht mein Lieblingsthema“, leitete Kriessler die anhaltenden Lieferschwierigkeiten rund um die SMC-B-Karten und HBA eines Herstellers ein. Er skizzierte den bisherigen Prozess und fand klare Worte: „Ohne SMC-B-Karte können Sie Ihre Apotheke schließen“. Die anhaltenden Probleme und deutliche Rückmeldungen der Heilberufler:innen haben nun dazu geführt, dass eine Übergangslösung gefunden wurde: Die Karten mit RSA-Verschlüsselung können noch bis 30. Juni 2026 genutzt werden. Zudem machte Kriessler schrittweise auf den Austausch bestimmter Kartenterminals oder Chips, die in Apotheken genutzt werden, aufmerksam. Zuletzt informierte er zu den zur 18. Vertreterversammlung anstehenden Wahlen 2026.
Neues aus der PR-Abteilung
„Die aktuelle politische Lage nimmt derzeit einen großen Teil der täglichen Arbeit ein“, berichtet PR-Leitung Mirjam Taufenbach. Nach der Veröffentlichung der Eckpunkte auf dem DAT und dem Referentenentwurf des BMG wurden Positionierungen verfasst und es werden in enger Abstimmung mit dem Vorstand Gespräche mit politischen Akteur:innen geführt. Je nachdem wie der Kabinettsentwurf für die Apotheken ausgestaltet sein wird, sei die PR flexibel aufgestellt und vorbereitet, darauf zu reagieren. Daneben laufe das Tagesgeschäft weiter und das neue Konzept der LAK-Websites fruchte: Die Zahlen steigen, bis zu 2.000 Besuche pro Tag lassen sich auf der öffentlichen Website tracken. „Wir entwickeln die Website stetig weiter. Mit dem neuen Apothekenfinder ist jetzt auch ein Filter integriert, mit dem gezielt Impfangebote und pDL von Apotheken gefunden werden können. Welche Leistungen Sie in Ihrer Apotheke anbieten, können Sie in Meine LAK hinterlegen.“, erklärt Taufenbach. Auch Social Media verzeichnet Erfolge: Die Followerzahlen steigen. Der Karrierekanal der LAK werde nun in neuem Design mit Content bespielt und mit „Trends“ gefüttert. Auch Druckprodukte würden nun sukzessive an das neue, moderne Design angepasst werden.
Struktur, Organisation und Rechnungswesen
Rechnungsführer Dr. Franz Peter Kaiser stellte den Rechnungshaushalt 2026 vor. Er zeigte auf, wie weit das Apothekensterben in Baden-Württemberg bereits fortgeschritten sei. Mit Hilfe diverser Statistiken erläuterte er, wie sich der Apothekenrohertrag entwickelt, und zeigte die Wirtschaftslage anhand von Einnahmen und Ausgaben der Kammer auf. Trotz hoher Ausgaben bleibt die Haushaltslage der Kammer stabil, sodass die energetische Sanierung des Kammergebäudes in der Villastraße problemlos finanziert werden kann.
Auf der Tagesordnung standen dieses Mal auch zwei Satzungsänderungen. Um im kommenden Jahr auch Online-Kammerwahlen zu ermöglichen, wurde die Satzung entsprechend angepasst. Neu ist: Die Wahlberechtigten müssen ihre Briefwahlunterlagen gesondert anfordern, erhalten dann ein Wahlschreiben mit Zugangsdaten und es wird ein Wahlportal für die Online-Stimmabgabe eingeführt. Der Satzungsänderung wurde zugestimmt. Mit großer Mehrheit wurden zudem Änderungen der Gebührenordnung angenommen: Nach vielen Jahren wurden nun die Preise angepasst. Das Sitzungsgeld wurde erhöht, die Mitgliedsbeiträge angepasst und die Umlage gesenkt. Stark umstritten: Der Antrag seitens eines Mitglieds aus der Vertreterversammlung, diese künftig in Präsenz abzuhalten und keine Hybridveranstaltung mehr umzusetzen, wurde vielfach diskutiert und anschließend mehrheitlich abgelehnt. Schließlich wolle sich die Kammer weiterhin als moderne und digitale Institution positionieren.